20. 10. 2017 Momentan ereifert sich das Fernsehpublikum über Menschenwürde und Geiselnahme mit Tötungsabsicht. Hier könnte ein Eingriff in den Wortschatz möglicherweise Gutes bewirken: Wäre das Wort „Geisel“ nur ein anderes Wort für „Leiche“, gäbe es keine Geiselnahmen mehr.
Problem: Wer ist Geisel – wer Geiselnehmer? Geiseln, wohin man blickt: Der Festangestellte muss im Berufsverkehrs-Stau hocken, als Geisel der Wirtschaft; der Bauer muss die Milch herschenken als Geisel von Brüssel; der übernächtigte Arzt muss Operationen verpfuschen als Geisel der Krankenhausleitung; der Lehrer muss seine Rechtschreibung verlernen als Geisel der Kultusministerkonferenz; die Frau muss Kinder in die Welt setzen als Geisel von Kinderwünschen seitens der Oma, des Gatten, der Gesellschaft oder den Vorgaben für Kindergeld: die Ehe wird zum Stockholmsyndrom und bekennende Junggesellen werden die Geiseln der gehwegbreiten Säuglingslaster, die alles niederwalzen, was nicht mindestens genauso säuglingsgerecht entgegenrollt.
Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.