Da liest man sich morgens durch die Infowelt und stösst auf den Begriff von der Wohlstandsverwahrlosung. Tolles Wort, passt nahtlos auf alles, was uns so juckt. Den Begriff lernen wir auswendig.
Anlass: ein arriviertes Kind hatte seine tägliche Ration Aufmerksamkeit aus der Instagrammutterbrust gesaugt und wollte mehr. Dazu hatte es den Polizistenhasspulli angezogen, die „eat the rich“-Mütze auf den kleinen Kopf gesetzt und schon klicken die vernetzten Säuglinge wie wild auf ihre Followerknöpfchen. Natürlich. Sie kommen jetzt in die Hormone und wollen Provozieren. Aber ist das schon verwahrlost? Wohlstand – ja. Das sind reiche kleine Racker, biologisch vollwertig hochgepäppelt, die sich ihr Zimmer und den Schreibtisch nie mit Geschwistern teilen mussten. In die eigene Langeweile hineingeworfen suchen sie den Sinn des Lebens, ok, aber muss man dazu die Biobibel und das Bekenntnis zu gerechter Ernährung über Bord werfen? „Eat the Rich“? Antiveganer gehts ja wohl nicht. Der Mensch steht am Ende der Nahrungskette, steckt voller Mikroplastik, Ackerchemie und Tschernobylresten. Wer frisst am meisten? Die Reichen. Und an denen soll man sich jetzt den veganen Status ruinieren? Per kannibalischer Inkorporation? Bloss, weil eine grüne Kinderpolitikerin provozieren will? Also nee.