Die Gerechtigkeit des Pythagoras

13.7.15 Pythagoras ist gerecht und sorgt für den Dorffrieden. Ein rechtwinkliges Dreieck ist ja auch nur im Grunde ein Quadrat, das sich nicht ganz zeigen will. Diese Erkenntnis machte sich Pythagoras zu Nutze und hat die verschachtelten landwirtschaftlichen Flächen am Nil berechnet, so konnte der Ertrag eingeschätzt werden und die Steuerabgaben waren gerecht. Wer die Rechnerei nicht kapiert, der würde es dann merken bei der Ernte. Der schlaue Bauer hat dann zur Erntezeit nachts mit seinen Knechten ein paar Zentner abgezweigt, um einen Flächenvorteil des Nachbarn anklagen zu können. Weil aber der Nachbar dieselbe Idee zur Ernteminderung hatte, war der Ernteertrag genau gleich und beide mussten fortan sich den Rechenkünsten des Pythagoras unterwerfen, was die Bauern nicht daran hinderte, jedes Jahr aufs Neue die Mathematik anzuzweifeln. So wurde am Nil der Dorffriede gewahrt. Der Steuereintreiber des Pharao war noch gescheiter, er kannte sogar den Stand des Mondes, an welchem der jeweilige Bauer seine Ernte minderte. Dieses geheime Wissen gab der Beamte seinen Stammhaltern weiter. So entstand der Unterschied in der Altersvorsorge: die Rente des Arbeiters ergibt sich aus Lohnanteil, die Pension des Beamten gründet auf Wissensvorteil. Der Bauer kommt auf das Altenteil.

Kuschelkakerlaken

11.7.15 „Schüchtern, mutig und sozial. So sehr ähneln uns Kakerlaken“, lautet der Titel eines Focus Videos. Dazu hält jemand eine Kuschelkakerlake auf seinem Finger ins Bild. Beunruhigend: sind soziale Eigenschaften wie Schüchternheit, Mut und soziale Kompetenz nur Fähigkeiten aus der Kakerlakenwelt? Zum Glück ist der Focus so menschenzentriert. Sonst hätte es auch heissen können: „Schüchtern, mutig und sozial. So sehr ähneln wir Kakerlaken.“

Seefahrer-Shanty zum Poststreik, inszeniert für Oper

10.7.15 Auftritt der Ostsee-Piraten-Shanty-Singers, in Viererreihe hinten und oben Matrosen mit Postsäcken, vorne Kapitän und Obermaat in DHL-Uniform

Melodie: „Wir lagen vor Madagaskar“, Text: angelehnte Version, Autor: M.H.

Wir lagen vor manchem Kasten,

und hatten die Post an Bord.

In den Kästen, da faulten die Briefe

und täglich ging keiner über Bord.

Refrain:
Ahoi, ahoi, geh’mer baden, ahoi, ahoi

leb wohl, leb wohl, klein’s Paketl, leb wohl, leb wohl.

Ja wenn der Schiffer das Bier und den Port– / -wein bringt,

ja dann sind die Postboten so still, ja so stihill,

weil ein jeder nach seinem Freibier sich sehnt,

das er gerne einmal wiedersehen will.

Alle heben das Glas, trinken ex, Kapitän und Obermaat fallen sich weinend in die Arme, die Matrosen fallen vorsichtig um. Vorhang

Fifa-Ethik

9.7.15 Das sogenannte Ethikkomitee der Fifa hat einen Funktionär namens Blazer gesperrt, nachdem dieser als Kronzeuge gegen andere Funktionäre ausgesagt hat. Das Ethikkomitee kann sich gleich selber sperren, wenn diese FiFa überhaupt ein Ethikkomitee benötigt. Daran erkennt man die ethische Schwäche des Komitees: der Blazer wird bloss gesperrt, andere Funktionäre der Fifa dagegen werden eingesperrt.

Beziehungsspuk

9.7.15 „Ghosting“ ist ein neuer Begriff aus dem Internet und bedeutet, eine Beziehung kommentarlos durch Abtauchen zu beenden. Hierbei handelt es sich um eine Unsitte, die sich immer mehr ausbreitet. Die Verlassenen leiden oft unter Minderwertigkeitsgefühlen bis hin zum Schock. So ein „Ghost“ verschwindet oft sogar, obwohl man zuvor in zahlreichen Beziehungsgesprächen die Beziehung vehement für tauglich und gültig erklärt hat. Viele Menschen leiden unter dem „Prä-Ghosting“, das ist, wenn man jahrelang auf einen Partner wartet, der einfach nicht erscheinen will. Das ist doch kriminell. Wann schreitet da endlich der Gesetzgeber ein?

Kellner Obama

8.7.15 Erlebnisse der Obamas, die von ihnen als Rassismus empfunden werden, hat ein Spiegel-online Artikel anno Dezember 2014 zusammengestellt. So berichtet Michelle Obama über einen Anlass, bei dem ihr Mann nicht gleich erkannt wurde: „Er trug einen Smoking, und jemand bestellte einen Kaffee bei ihm“.

Was ist denn am Beruf des Kellners so minderwertig, dass man eine Verwechslung als Beleidigung empfindet? Wäre ist es nicht viel rassistischer, wenn der Kellner mit Obama verwechselt wird? „Lassen sie mal, Herr Präsident, ich hole mir den Kaffee schon selber.“ Darf man überhaupt noch „Kellner“ sagen? Oder „Schwarzer Kaffee“? „Ich hätte gerne eine Tasse von dem stark pigmentierten Getränk“. Wie plump doch der latente Rassismus der Etablierten seine Wurzeln zu verbergen trachtet durch das Zelebrieren von pathetischer Toleranz; nichts als ein Ablenkungsmanöver, wodurch die etablierten Toleranzler ihre Pfründe ohne schlechtes Gewissen geniess…ach was solls denn.

Hallo Kellnerin, bitte einen Kaffee. Entschuldigung, Schatz, war nur Spaß, soll ich Dir einen mitbringen?