4.7.15 „Der kann ooch nech über sain Schattn spring“, kritisiert am Tisch hinter mir eine angejahrte Schiffseignerin den Sohn einer anderen Schiffseignerin. Womöglich eine Vorsichtsmaßnahme? Wer in Heiligenhafen die Kunst beherrscht, über den eigenen Schatten zu springen, konnte hier noch vor wenigen Jahrhunderten bei der Landung leicht auf dem Scheiterhaufen aufsetzen. Womöglich genau an der Stelle, an der wir soeben kühles Bier saufen. Ein paar hundert Meter weiter, am Naturjuwel Ostseestrand, stampfen Gastarbeiter eine Siedlung aus Betonplattenhäusern mit Kunstreetdach in den Sand. Genehmigt von Gemeinderäten, die leider nie über ihren Schatten springen. Ökologisch kein Problem, es ist ja eh alles kaputt. Ökonomisch und architektonisch allerdings absolut scheiterhaufenfähig, aber wenn der Belt-Tunnel kommt, fällt die eine Torheit vor der anderen gar nicht mehr auf. Dieser Belt-Tunnel ist schon jetzt das Stuttgart 21 der Ostsee-Spitze, der Flughafen von Heiligenhafen. Man sollte endlich einmal eine Namensliste anlegen.
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