Kryonik: Einfrieren für Wertmenschen

Immer öfter taucht das Thema Kryonik, das Einfrieren nach dem Tod, aus den treibenden Schollen gefrorener Bledheit auf, und wuchert hinein in die Debatten. Da hat einer Gerontologie studiert, Alter(n!)s-Forschung, das haben wir auch, in Heidelberg*, das war ein Aufbaustudium für arbeitslose Lehrer. Der hier will sich einfrieren lassen, wie viele andere Wohlhabende auch, um später als alter verlebter Geld-Sack in eine überhitzte Welt geworfen zu werden, in der seine Euros nichts wert sind. Sich einfach vor den Problemen der Zeit wegfríeren lassen? Mit solchen Ausgeburten von Meinungsfreiheit und Demokratie lässt sich natürlich kein Staat machen. Erst recht kein Demokratischer. Dass dieses Thema schon vor langer Zeit, nämlich in unserer Jugend, ein Thema für Satire und berechtigten Spott war, zeigt der Song von Hannes Wader „Talking böser Traum Blues“, aus dem wir hiermit die entsprechende Stelle zitieren: Ich lief zurück zur Klinik, um ein Mädchen aufzutaun, Um ohne langes Zögern, die Welt neu aufzubaun/ In der Gefrierabteilung zweiter Klasse waren alle tot, Doch fand ich die erste Klasse schnell in meiner Not / Hier lief als Extrasicherung ein Notstromaggregat / Doch fror ich bei der Kälte nicht, als ich den Raum betrat / Denn hundert Jahre ohne Frau, ihr wisst schon was das heißt, Ein Kolben, mit dem hätt‘ ich jeden Gletscher aufgeschweißt/ (Text Hannes Wader 1973) (Gehört live im Audimax Freiburg 1976, Wader mit Werner Lämmerhirt)
Die sozialen Probleme werden schon damals angesprochen, s. „Gefrierabteilung zweiter Klasse“, sowie der „Kolben“, den der Mann mit sich herumtragen muss, nach hundert Jahren ohne Frau. Arme Sau. Inzwischen wissen wir, dass wenigstens das Auftauen an sich kein Problem ist, wenn der Klimawandel weiterhin so schlampig bekämpft wird. Dann krabbelt der Gerontologe schwachsinnig aus seiner Tonne und ein paar Meter durch die Wüste, verendet schliesslich dehydriert hinter der Düne. Ende zweiter Akt, Vorhang und Schluss.
* Unser Forschungs-Thema für die Examensarbeit hiess: „Altern Künstler anders?“ Als wir herausfanden, wer sich alles als Künstler fühlt und warum, mussten wir die Arbeit abbrechen. Wegen eklatant falscher Selbsteinschätzung der Probanden.