Wenn
der Nebel
sich lichtet
Ein Dreij
ähriger Inder hat einen neuen Schachrekord aufgestellt. Sein Gegner musste zur Toilette, seine Uhr lief derweil ab. Deswegen werden die Weltklassespieler immer jünger: sie brauchen nicht aufs Klo. Sie sitzen schon drauf. Wir ahnen die neue Werbekampagne von Pampers, wie ein Kleinkind einsam am Schachbrett hockt, die Uhr des Gegners -klapp!- läuft ab und die stolzen Eltern loben die Dichthaltequalität. Wann kommt das Embryonalschach?
In Australien dürfen sich Kinder jetzt erst ab 16 der digitalen Mobberei aussetzen. Ein Shitstorm muss für die Jüngeren ausgedruckt und auf Papier weitergereicht werden. Die Kinder lernen wieder Karten zu lesen und sich normal zu unterhalten. Wenn der Akku leer ist oder das Netz ausfällt, finden die unter 16-jährigen wieder nach Hause, die anderen verschwinden klickend und displaywischend im Outback.
Soeben fällt VW vor Gericht durch: das „Thermofenster“ – ein technischer Vorgang – wird als unzulässige Manipulation der Abgasreinigung erkannt und verboten. Wieder Arbeitsplätze in Gefahr. Aber sind das bei VW wirklich Arbeitsplätze, oder eher Jobs für Helfershelfer? Dabei gibt es doch die geniale Lösung: die Wasserstoffbrennstoffzelle. Die produziert überhaupt kein Abgas. Und ein Liter H2basierter Treibstoff reicht zehnmal weiter als der Dieselquatsch – mehr Reichweite und gleichzeitig Hundertausende Feinstaubkrebstote weniger. Wie lange läuft und läuft und läufts bei VW noch schief?
Sendung Arena vorgestern, junger Mann fragt Merz, warum er für sein Land kämpfen solle, das Land kämpfe ja auch nicht für ihn. Und als Beispiel führt er an, dass das Euroticket bei der Bahn schon wieder teurer geworden ist. Ja leck mich doch. Wohlbehütete, gepamperte Schnösel, Tiktok-Spastis, die kaum noch Lesen und Schreiben können müssen, deren Lebensthema es ist, das richtige Tatoo auszuwählen, denen der Staat Abitur, Krankenversicherung, Wohngeld hinterherwirft, glauben, der Staat kämpft nicht für sie? Ja, und damit haben sie recht. Sie müssen nichts mehr können. Rechtschreibreform, Leichte Sprache, Künstliche (!) Intelligenz, alles wird einfacher. Das macht doch depressiv und drogengefährdet: Man fühlt sich dauerverarscht. Wer nichts mehr können muss, kann sich auch nicht bewähren, deswegen fahren die Gestörten ja in die Kriegsgebiete dieser Welt, um „mitzuschießen, mitzustechen / sich für wochentags zu rächen“ (Degenhardt, Deutscher Sonntag), damit sie mal Leistung zeigen können im am leichtesten zu verstehenden Spiel. Wenn dir die paar Pfennig fürs Euroticket zu viel sind, dann fahr doch mit dem Rad. Dann kannst du wenigstens mit den Steigungen des Landes kämpfen. Für eine leichtere Abfahrt, da kämpft dann das Land für dich.
(PS.: wenn man „Deutscher Sonntag“ abspielt auf youtube, kommt gleich danach „Wölfe mitten im Mai„, Degenhardt’sches Kampflied gegen das latente Rechte. Aber damals konnten die Leute noch lesen und Texte verstehen.)
Schon wieder Helden: nach den Wasser-Helden der Münchner Welle (Beitrag 6.11.) stossen wir soeben auf diejenigen der Wahrscheinlichkeit. Das ist ein Film. Und zwar ein super guter Film, endlich. Nach Jahren der Dürre. Wir sind begeistert: die Story klasse, die Kamera auch, die Schauspieler abolut spitze, der Kaas sowieso, Mikkelsen endlich mal prima, und Brygmann und Bro – sowas von gut, wie all die andern. Wir mussten das mal in die Welt posaunen.