Dass Digitalisierung Vorteile bringt, sei unbestritten, zumindest für die Zeughersteller und -verkäufer. Jetzt meldet das Ärzteblatt dass kabellose Herzimpantate Cyberattacken ausgesetzt sein können. Folge sind Textmeldungen wie: ‚…entweder du zahle oda mia mache die Schritte aus.‘ Darüber sollen jetzt die Patienten vor der OP informiert werden.„Moderne Herzimplantate, die kabellose Informationen übertragen, verbessern zwar die Lebensqualität und Autonomie der Patienten, aber können auch neue Gefahren durch Cyberangriffe mit sich bringen“, erklärte Leanne Torgersen…Durch die Einbeziehung von Informationen über Cyber-Risiken in den Prozess der informierten Zustimmung werde den Patienten die Autonomie gegeben, die bestmögliche Entscheidung zu treffen, so die Arbeitsgruppe.
Wieder klingt es nach Entscheidungsfreiheit, nach Wahl, nach Demokratie und vielleicht sogar nach Menschenrecht. Aber was kann das Opfer..sorry, der Patient denn wählen? „Ich hätte gern die Technik mit Kabel, ohne Internetzugang…“ Das soll eine Entscheidung sein? Das ist aber arg autonom. Wer sowas will, ist für die moderne Medizin schon gestorben. Sowas von unsozial. Wenn da draussen einer nix kann ausser Cyberhacking, dem muss man doch auch mal eine Chance geben. Der muss mitmachen dürfen in der Wirtschaft, Inclusion nennt man das. Ausserdem geht heut sowieso alles online. Medizinischer Fortschritt ist, wenn der Schrittmacher fort ist.
Glück wird völkisch
Der Glücksatlas schien uns ein Begriff zum Lachen, zum Vogelzeigen und Kopfschütteln, aber jetzt springt die Wirtschaft auf die Glücksideologie. Glück wird zum Markenzeichen, gefühltes Glück zur Seelenmode. Man kann sich noch so sehr mokieren über die Messung des Unmessbaren, wer in Sachen Glück mit minderwertiger Marke in die Schule des Lebens kommt, wird gemobbt und gedisst und nicht glücklich. Glücksgefühle sind doch paradox, schnallt ihr das nicht? Beispiel Geldbeutel: das Glücksgefühl des Taschendiebs steht diametral gegenüber dem Glücksgefühl des Besitzers nach Entdeckung des Verlusts. Das Glücksgefühl des Henkersknechts steigt umgekehrt proportional zum Glücksgefühl des Opfers. Glück ist wie Wasser, es läuft davon. Glücksgefühle sind die Schmerzmittel der Seele. Sie helfen zwar schnell, gelten aber als umweltschädlich. Nur wenige Prozent Glück werden von der Seele aufgenommen, der Rest gelangt ins Abwasser und trotz moderner Kläranlagen bleiben Altglücks-Rückstände im Wasser, können bei Fischen zu Nierenschäden führen und Teil der Nahrungskette werden…(Moment, haben Fische Nieren? Lösen die ihr Ammoniak nicht direkt über die Kiemen im Wasser…egal. 50 Jahre Bio-Leistung – auch vorbei). In Zeiten, in denen sich Mikroplastik im Menschen anreichert, UV-Licht durchs Ozonloch bricht, die Bauern Trinkwasser (Rastatt!) und Böden vergiften, wenn sie mal nicht streiken, wunderts keinen, dass Krebs zur Todesursache Nummer eins wird. Da muss man ablenken können. Mit einer Pflicht zu Glücksgefühlen. Wer die gut vortäuschen kann, gehört dazu. Alle anderen sind schuld am Unglück. Glück wird völkisch. Kommt bald das Glücksverweigerer KZ? Und ist Glücksnazi ein Unwort?
Insektensterben: UV-Licht Dosis?
Die Windschutzscheibe bleibt seit Jahren immer unverklebter, was tut sich da in der Kerbtier-Fauna? Stubenfliegen werden zu Eintagsfliegen, Motten lassen sich einmotten, wo sind Wespe, Hummel, Mückenschwarm? Ja, abends kommen sie raus, die Mücken, aber da ist die Sonne weg. Ist das der Trick? Insekten sehen die Welt durch Facettenaugen, die schützt kein Lid, die sind immer auf, von morgens bis abends, permanent in der prallen Sonne – ist das Ozonloch evtl offener als erhofft? Werden Insekten schneeblind im Sommer, fallen den Fressfeinden zum Opfer und hier vor allem dem grauen Star? Wir sind gespannt, wann Landwirtschaft und Chemieindustrie diese Theorie in die Debatte tragen.
Grünwasserstoff: historischer Erkenntnissprung
Die Idee vom Wasserstoff als Allroundkraftstoff scheint voranzukommen. Wir erinnern uns: anno 1982 hatte Professor Schlaich aus Stuttgart die Idee von den sich selbst verdoppelnden Wasserstoffplantagen in der Sahara vorgestellt. Wir erinnern uns auch an TV-Reportagen über Schlaich, wie er in Ostdeutschland in Hinterzimmern von Kneipen für seine Idee warb und wie man sich da über ihn lustig gemacht hat. Was sucht er auch im Land vom tradierten Trabi-Minderwertigkeitskomplex? Jetzt kommt die restliche Welt selber drauf. Über 40 Jahre danach. Weltmarktführerschaft mit allem Drum und Dran, Arbeitsplätze, Klimaschutz, Wirtschaftsaufschwung – alles verpasst, vergeigt, vertrottelt, bloss, damit ein paar Hansel das Trabidefizit ihrer Großeltern abarbeiten und mit breitesten Autoärschen brummbrumm machen dürfen auf der Autobahn.
Athen: im Hitzeflieger gefangen
Wegen Ausfalls der Kühlanlage konnte der Flieger in Athen von Catar Airways nicht starten und stand stundenlang in der glühenden Sonne auf dem Flughafen. Die schwitzenden Passagiere zeigen uns ihre Not dank Handyeinsatz. Wir hätten sofort den Start freigegeben und in 8000 Meter Höhe mal ein Fenster aufgemacht, ein kleines hätte gereicht. Oder ein Notloch sprengen lassen. Bitte, wenn da ganze Türen weggerissen werden wie neulich und so ein Klimaschädling trotzdem gut weiterfliegt? Na also. Dann wäre die Reise-Temperatur erträglich geworden, bei Catar Airways, aber auf uns hört ja keiner. Und zieht euch bloss wieder an, bevor der Luftzug kommt. Wir verkneifen uns das Wortspiel vom Catar.
Das Baumparadoxon: der Jahresring der Macht
Wir trafen in unserem Jugendrevier auf einen alten Bekannten, der von der Motorsäge gefällt am Boden lag. Wir zählten die Jahresringe am Stumpf und kamen auf über Neunzig, dann zählten wir an der gekappten Spitze und siehe, es waren dort nur zehn. Wir kann das sein? Ein Baumstamm gilt doch als ein einziges Lebewesen, aber kann ein Lebewesen unterschiedliche Lebenszeiten in sich tragen? Ist so ein Baum gar nicht der Herr seiner Ringe? Welches ist der Jahresring der Macht? Also der macht, dass der Baum sein Alter hat, der allen folgenden Ringen und Ringesringen ihren immerwährenden Platz zuteilt, / ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden / ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden – Wann kommen Saurons Scharen, blinkt schon das Auge von Mordor? Stehen wir hier vielleicht am Vulkan, schleicht Gollum sich von hinten heran?…“He was mache Sie da, suche Sie öbbis?“ Ach so, wir stehen bloss im Wald. So ein Glück. „Alles gut, es geht nur um die Jahresringe.“ „Ach, Sie hän en Ring verlore? Ich helf suche…“ Glück ist relativ. *
- PS: Soeben wurde uns zugetragen, der Baum sei ein einziges Lebewesen, und hat oben weniger Jahresringe, das sei logisch, er wachse ja nach oben. Unser Einwand: Kinder wachsen auch, aber unten und oben gleichzeitig und heutzutage sogar deutlich in die Breite: „Ich weiss auch nicht, warum ich so dick bin, ich ess doch nix.“ Das ist das Pubertätsparadoxon. Wahrscheinlich machen sie Photosynthese. Aus wievielen Lebewesen besteht man in der Pubertät? Zähl die Jahresringe.
