Lebenshilfe im Griechischen Restaurant


29.5.17 Das Leben ist kurz, das wussten schon die alten Griechen, die Neuen aber scheints auch. Wer beim Besuch eines griechischen Restaurants darauf angewiesen ist, schnell griechisch zu lernen, der bekommt ausgezeichnete Unterstützung. Auf der Serviette findet man nicht nur das wichtigste Vokabular, sondern auch eine dramaturgische Konzeption, die der Kürze des Lebenszeitfensters angepasst ist. Zunächst werden die weniger interessanten Gesprächspartner abgetan: Ja, Nein, Jawohl, Guten Morgen, Gute Nacht. Aber hoppla, was sitzt denn da drüben für ein Prachtstück? Her mit der Serviette! „Hallo!“ Guter Einstieg, man setzt sich einfach dazu und beginnt das Gespräch: „Wie geht es Dir? Geht es Dir gut?“ Als ob es einen interessiert, aber das gebietet die Höflichkeit. Man geht über zu den Ich-Botschaften: „Ich habe Hunger! Ich habe Durst!“ Man nimmt jetzt etwas Tempo raus, der Blick gleitet über das Gegenüber, man haucht wie selbstvergessen: „Sehr gut!“ und mit Augenaufschlag nach oben: „Danke!“. Wichtig jetzt: „Ein Ouzo!“ Das kann man ja immer wieder sagen, so zehn-zwölfmal. Immer am Ball bleiben: „Die Rechnung!“ Man kalkuliert den Inhalt des Geldbeutels. Man ist erschrocken. Wer danke sagen kann, muss auch bitten können: „Bitte!“ Man wird deutlich: „Ich liebe Dich!“ Genauer: „Du gefällst mir!“ Es nützt alles nix? Dann schnell: „Auf Wiedersehen.“ Natürlich alles auf griechisch.