Fortschritt: Glaubensfrage vs. Demokratie am Beispiel Mikroplastik

Fortschritt ist Religion. Heut ist Sonntag, heut gehts um Glauben. So wie heute das Wesen der Displaywischerei nebst KI als Fortschritt bejubelt wird, so wurde damals die Entdeckung von Plastik als Fortschritt, Zukunft, Friede für alle, Demokratie, Freiheit und was weiss ich noch für Glaubensbekenntnissen belegt. Jeder darf Hersteller sein und Milliarden Tonnen Kunststoff in die Welt setzen und behaupten, das sei sein demokratisches Recht. Folge: Wir Fortgeschrittenen fressen heute das Plastik, das wir vor vierzig Jahren weggeschmissen haben. Das ist das Demokratische dabei: alle werden gleichberechtigt plastiniert. Plastik wird in der Natur zu Mikroplastik zerrieben und reichert sich über die Nahrungskette* im menschlichen Körper an. Wissenschaftler sprechen von alarmierender Zunahme der Werte. Wenn die Fortschrittspäpste schon nicht verhindern können, dass sich Mikroplastik im Mensch anreichert, sollten sie wenigstens Methoden erfinden, wie sich das Zeug in gewünschten Körperregionen ansammelt. So bräuchten die Frauen keine Implantate mehr und Männer könnten Viagra dauerhaft absetzen. Vielleicht finden die Handyopfer einen Job bei Gunter von Hagens „Körperwelten“, als lebendige Plastinate. Mal was anderes, nicht immer bloss diese Leichen. Das wäre ein Fortschritt.

*Nahrungskette: nein, das ist kein Accessoire, das man seiner verfressenen Freundin zum Geburtstag schenken kann. Leider.

Tierwohl: Hund wird Auftritt verwehrt

BNN 26.4.24

Ein Hund hätte auf der Bühne zehn Minuten neben der Sängerin stehen sollen, im Ulmer Theater bei „Lessons in Love and Violence“. Der Hund darf jetzt doch nicht auf die Bühne, wegen Tierwohlgefährdung durch die Geräuschkulisse aus Gesang und Orchester.
Die Menschen müssen es weiterhin aushalten, sie haben für die Geräuschkulisse Eintritt bezahlt. Selber schuld.

Grün vs. Grün im Umweltschutz

Umweltministerin Walker gegen Kretschmann: der eine will Klimaziele „in dem Licht des Sektorenparadigma überprüfen“, die andere nicht. Und sie hat ja recht:  Bis rauskommt, was man unter Sektorenparadigma verstehen darf, vergehen mindestens ebensoviele Jahre, wie bei der blöden Wand aus nassem Moos, welche in Stuttgart auch nach zwei Jahren kein Gramm Feinstaub verhindert hat. Auf dem „Beteiligungsportal“ (Demokratie! Oder?) des Landes durften Bürger Vorschläge einreichen, wie der CO2 Ausstoss des Strassenverkehrs zu reduzieren sei. Da kam sowas wie: Ampeln nachts aus, keine neuen Strassen mehr, Elterntaxis stoppen, Tempolimit 100, und derlei Feigenblättchen mehr. Bloss nicht wirklich was tun. Dabei ist die Lösung so einfach: 5.- pro Liter Treibstoff, und jeder fährt nur die Kilometer, die es auch wert sind. Problem gelöst? Ok, dann eben 10.-. Jetzt aber.

Menschenrecht und Lieferkette vs. Kinderarmut

Menschenrecht? Recht ist Recht. Wieso dann noch Mensch? Die Verdoppelung der Wertigkeit von Recht durch Zusatz des Wörtchens Mensch klingt nach Lippenbekenntnis und Scheinheiligkeit, vor allem, weil keiner definiert, was „Mensch“ bedeutet. Morgen heisst es dann Gutmenschenrecht. Oder Bessermenschenrecht. Jetzt hat wieder das Gutmenschenrecht gesiegt und das Lieferkettengesetz ermöglicht. In Ländern, in denen unsere seelenverarmten Geldbeutler Urlaub machen, dürfen Kinder nicht mehr in die Fabrik zum Arbeiten gehen. Sie müssen jetzt wieder unseren seelenverarmten Geldbeutlern zur Verfügung stehen. Hat einer von den juristischen Bessergutmenschen überhaupt mal diese Kinder gefragt? Und wie hätte die Frage ausgesehen: „Willst du in die böse Fabrik gehen oder lieber die nette alte Tante/Onkel/Divers glücklich machen?“ Wie? Die sollen halt zur Schule gehen? In welche Schule denn. Und für wie lange? Bis sie alt aussehen? Dann sind aber auch Tante/Onkel/Divers nicht mehr interessiert und machen die Geldbeutel zu. Dann bleibt nur noch der Drogenberuf, nebst logisch folgender Legalisierung der Substanzen, nebst Verblödung der jungen Generation weltweit. Was sagen Eltern diesen Kindern? „Ja dann mach halt was mit Klima.“ Erst Handel, dann Wandel. Ja, das hat Zukunft.

Döner für Erdogan

BNN 23.4.24

Soeben hat unser Präsident beim Staatsbesuch einen fetten Klotz Döner samt Berliner Dönerbudenbetreiber in die Türkei eingeflogen. Als Respekt vor gelungener Migrationskultur? Oder gehts hier um Remigration? Die Zuschreibung von Geschmackstradition kann schnell nach hinten losgehen. Und wenn das jetzt nicht Steinmeier gewesen wäre, sondern Frau von der Leyen? Späte Rache für das Sofa-Desaster bei Erdogan, wo sie nicht mit bei den Männern sitzen durfte im Fernsehen: ‚Schaut her, das ist also eure Wirtschaftskraft, ihr Dönerschnipfler.‘ Aber zum Glück wars ja nur der Steini.

Heiratsantrag im Rettich

Was so Bauern alles machen können mit ihren Ressourcen. Einer will heiraten, der andere mäht eine Aufforderung zur Beziehungstherapie in die Wiese, „so gehds ned weida, Else!“ und ein Nachbar hat derweil seinen Scheidungsantrag in den Klee gestanzt. Sind die Sätze fertig getextet, wirds den Bauern nicht langweilig, dann fahren sie emsig mit ihren überdimensionierten Bodenverdichtungsgeräten zum nächsten Warnstreik. Die einen verdichten, die anderen bedichten. Das Thema bleibt Rettich: