Vertraue dem Baugefühl

aus: psymag.de

Seelische Reife bedeutet auf sich selbst gestellt zu sein, ohne rumzujammern. Nach knapp drei Jahren des virusbedingten Auf-sich-selbst-gestellt-seins blicken viele seelisch Pseudoreife nicht mehr durch und suchen Hilfe bei psychologischen Fachportalen. Diese werden von Künstlicher Intelligenz generiert, genau wie die dazugehörigen Therapeuten, das erkennt man an solchen Sätzen wie: „Lerne, auf dein Baugefühl zu vertrauen.“ In Zeiten der immer unerschwinglicher werdenden Eigenheime geraten viele junge Liebende in seelischen Stress, wenn ein Beziehungsbeteiligter zu sehr dem Baugefühl vertraut hat und die Beziehung gerät zu derselben Bauruine wie der Rohbau vom Einfamilienhaus mit drei Bädern und vier Kinderzimmern. Aber das gabs schon immer, auch bei gereiften Paaren, wo sich der eine Teil wieder jung fühlt und in die Selbstverwirklichung auf- bzw. ausbricht, wodurch das Scheidungshaus den marktüblichen Immobilienpreis deutlich unterlaufen kann. Baugefühl ist also ein reeller Begriff und wenn diesen die KI so hinstellt und nicht korrigieren mag, dann haben wir das auf dem Psychoportal zu akzeptieren. Andernfalls ab zum Therapeuten.

Orban muss in der Ecke stehen

Orban bei ntv
ntv meldet: …Emmanuel Macron, Bundeskanzler Olaf Scholz, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen & Co. begrüßen sich freundlich und machen Selfies miteinander. Währenddessen steht der ungarische Ministerpräsident abseits der anderen, ganz allein, die Hände in den Hosentaschen. Miteinander Selfies machen: Was wir als kindische Attitüde pubertärer Handywichser..sorry, wischer verstanden hatten, entpuppt sich als hochpolitisches Ritual erwachsener Staatenlenker. Wer würde da nicht gern dabei sein? Dieser Orban offenbar. Der muss zur Strafe in die Ecke stehen und kann dort Selfies machen, aber, wie der Name sagt, nur mit sich selbst. Rausschmeissen kann man ihn nicht, und der Rohrstock ist abgeschafft. Irgendwann kriegt der Orban sein Zeugnis sowieso, aber erst dann, wenn keiner hinschaut.

Schleimhautattacke zum zweiten

Unsere Annalena konnte sich gerade noch wegdrehen, als der kroatische Politikkollege ihr seinen Ansaugstutzen draufpappen wollte; die spanische Fussballerin hatte diese Chance nicht, wie eklig ist das denn:

Im Schraubstock des Gatzkopfes musste diese den Schleimhautkontakt von einem Fussballverbandschef erdulden, mit den gleichen Griffeln, mit denen er sich öffentlich ans Gemächt packt

und auch noch glaubt, das sei erwünscht. Wir staunen und wundern uns: Woher kommt dieses grosse Selbstbewusstsein? Aus der Grossfamilie? Familia es todo, lehrte schon Hector Salamanca seine Mörder-Neffen in breaking bad. Dort ist man offenbar noch dankbar fürs Küsschen.

Wenns dabei bleibt.

Senioren aus Heim geworfen wegen Flüchtlingen

Die Stadt Baden-Baden lässt Wohnungen im Altersheim Schwarzwaldwohnstift räumen, weil sie mit den Flüchtlingszahlen überfordert ist. Die Wohnungsbesitzer (Hautärzte, Zahnärzte, Architekten) haben Mietverträge zugunsten der Stadt geändert, weil die mehr zahlt. Das ist in einer geldmarktgesteuerten Demokratie samt Rechtsstaat erlaubt. Noch. Die künftigen neuen Mieter wundern sich schon jetzt, wie man in Demokratie und Rechtsstaat mit alten Leuten umgeht.
Sie kommen aus Ländern, wo Senioren noch angesehen sind und kein Verschiebeballast. Die Stadt könnte doch anordnen, dass jede Flüchtlingsfamilie den Hauptmieter als Pflichtopa übernimmt, die machen das wahrscheinlich sogar freiwillig. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Wohnungsnot gelindert, Pflegekosten gegen Null. Aber nein, die Karrierestreber in Amt und Behörde kennen nur den Rausschmiss, bzw. Reinschmiss. Da sollte ein Fernsehteam dabei sein, wie sie so einen Senior aus der Wohnung zerren. Und irgendwohin abschieben. Möglicherweise in ein sog. Herkunftsland, dann wäre es ausgeglichen und dem Opa gehts dort eh besser. Neue Dokusoap: Opa im sicheren Drittstaat.

Evolution als Werkzeug des Schöpfers

In Pakistan haben Geistliche einen Professor zum Abschwören der Evolutionstheorie genötigt. Das hat er getan, zu seinem Glück. Aber wäre diese These hier evtl. ein Kompromiss für beide Seiten: Die Evolution ist auch nur das Werkzeug des Schöpfers! Evolution der Arten? Hat sich der Allmächtige doch gut ausgedacht! So braucht er nicht für jede Neuerung bei der Artenvielfalt persönlich herunterzusteigen. Kapiert, Geistliche?

Loriot und der vorgehaltene Spiegel

Heute wäre Loriot hundert Jahre alt geworden vermelden die Flachbildschirme. Ja und? Nächstes Jahr würde er hundertundeins. „Loriot hält der Gesellschaft den Spiegel vor…“ behaupten die Kulturredaktionen – wie denn das? Mit „Helga, das Ei ist hart!“… ‚Morgen bringe ich sie um!‘ Wie gesellschaftskritisch. Oder: „Mein Name ist Müller-Lüdenscheidt“ – zwei Männer in einer Badewanne. Bitte, was für eine Gesellschaft wird hier gespiegelt? Unsere ja wohl nicht. Dass es immer das Etikett vom vorgehaltenen Spiegel braucht, um Komik als wertvoll darzustellen. Dabei reicht doch deren Qualität. Erkennen unsere Fernseh-Kulturbeauftragten echte Komik nicht? Das erklärt vieles…